Dienstag, 8. Januar 2013

Weihnachtsfeier

Ja, so ganz unweihnachtlich sollte es nicht bleiben - immerhin waren wir ja zu einer Weihnachtsfeier eingeladen. Wobei natürlich relativ unklar war, was uns erwarten würde, schließlich trafen hier ein christliches Fest in einem unchristlichen Land auf die Sitte, eigentlich nicht nach Hause einzuladen. Mit anderen Worten: gewöhnlich sehen Menschen, die nicht zur Familie gehören, ein japanisches Haus eher nicht von innen. Und Ausländer schon gar nicht. (Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen von der Regel, sonst hätte es ja unter anderem diese Weihnachtsfeier so nicht gegeben.)

So aber hatte uns Noguchi-Sensei nach Hause eingeladen. Uns, das sind in diesem Fall: alle ausländischen Studentinnen der Gakushuin-Joshi-Daigaku von diesem Semester und unsere Tutorinnen (hier auch Voluntäre genannt). Und weil Jonny schon da war, war er ebenfalls dabei, außerdem zwei weitere unserer Lehrerinnen, mit Sohn und einem Mädel, von dem wir bis heute nicht sagen können, ob sie die Freundin des Sohnes war oder die Schwester. Nun ja. Es fehlten einige der Studentinnen (diejenigen, die keinen Unterricht bei Noguchi-Sensei hatten oder nach Hause geflogen waren über die Feiertage. Mit Aeroflot. Weil es am billigsten war), aber wir waren dennoch eine recht große Runde.

Zur Feier des Tages versammelten wir uns jedenfalls bei Noguchi-Sensei und haben gekocht - die Gyoza mussten wir nämlich noch selbst füllen. Und weil das selbstredend Frauenarbeit ist, durfte Jonny es sich derweil mit dem Hausherrn auf dem Sofa bequem machen.

Wir haben jedenfalls gekocht, Fotos gemacht und die hier üblichen Partyspiele gespielt. Und gegessen, gegessen, gegessen. Dies war nun wirklich weihnachtlich ;-) Die in Japan übliche Weihnachtstorte durfte natürlich nicht fehlen und war dann das Tüpfelchen auf dem i.

Ann, Sunny Sonja, Crina, icke, Goun, KyuuMin  - ja, peinlicherweise hab ich keine Ahnung, wie die Voluntärinnen heißen. Und ja, die Namen der Koreanerinnen sind bestimmt falsch geschrieben. Sorry!

Kochen und Essen am großen Tisch.

Zu Beginn sah es noch übersichlich aus - aber dann wurde aufgetischt.

Die zuvor gefüllten Gyoza werden in Wasser gekocht, und dann mit Sojasauce oder Yusu-Sojasauce gegessen.


Es gab also selbstgefüllte Gyoza, Eintopf mit Fleisch, Sushi, Bolognesenudeln (oder so etwas vergleichbares) und zum Nachtisch Obstsalat und Sahnetorte. Das war auf jeden Fall ein würdiges Weihnachtsessen!






Während bei uns zu einer guten Party ja eher ein gutes Gespräch gehört, sind in Japan Partys ohne Spiele wohl undenkbar. Das war bisher jedenfalls eine Konstante bei den Feiern, bei denen ich war bzw. von denen ich gehört habe.






Die Partyspiele waren zum einen ein Reaktionsspiel, bei dem es darum ging, seine eigene Zahl und die Zahl eines Mitspielers zu nennen, wenn man an der Reihe war. Jonny hat tapfer durchgehalten, indem er einfach auf die schnelle gelernt hatte, welche Nummer er war und welche Nummern Noguchi-Sensei und ich hatten. Und mich hat er dann auch gleich rausgekickt... ;-) Besser erging es uns beiden beim Jenga-spielen. Das war sehr lustig, weil die beiden Hunde des Hauses auf einmal der Meinung waren, sie würden gerne mitspielen - sie klauten uns also den Würfel (mit dem man die Farbe des zu ziehenden Stabs auswürfelte) und die Stäbchen. Deshalb haben wir dann auch den Turm auf einem Stuhl aufbauen müssen.

Noguchi-Sensei mit Dackel Emile - ja, Frau Noguchi ist äußerst frankophil.

Der zweite Vierbeiner im Hause - namens Chokko.
Das ein oder andere Foto haben wir zwischendurch auch geschossen. Bzw. ich eigentlich kaum, die meisten Bilder hab ich von Ann - deshalb bin ich auch so oft mit drauf. Ausnahmsweise.




Das war auf jeden Fall ein lustiger und erinnerungswürdiger Abend. Vielen Dank an alle!



Damit bin ich mit meinen Berichten beim 23.12. angelangt - immer noch nicht Weihnachten! Und da hier in Wahrheit schon der 08.01. ist und die Prüfungswoche naht, kann es sein, dass ich mit den restlichen Berichten des letzten Jahres noch etwas weiter warten muss. So ganz blamieren will man sich bei den Prüfungen ja auch nicht, wobei meine Fortschritte bzw. bisherigen Sprachfähigkeiten ganz objetiv in die Kategorie "erbärmlich" fallen.

Ich habe in den letzten Tagen ganz ernsthaft darüber nachgedacht, ob ich mit meiner Vorliebe für Sprachen vielleicht einfach einem Trugschluss aufgesessen bin. Schon früher hat mir meine Familie immer erzählt, ich sei ja sprachbegabt. Aber mal ehrlich - außer Englisch habe ich keine einzige Sprache wirklich vernünftig gelernt. Und mit Spanisch hab ich es mindestens drei Mal versucht! Vielleicht hab ich einfach nur zu schnell geglaubt, was meine Großeltern und Eltern auch nur glauben wollten. Jetzt wäre es allerdings doch etwas spät, mein Talent in anderen Bereichen auch noch testen zu wollen. Vielleicht wäre ich als Physikerin ja erfolgreicher gewesen. Wer weiß das schon... Jetzt erst mal ganbatten* und dann sehen wir weiter.
(*salopp eingedeutschte Version von "ganbaru" = sich verdammt um etwas bemühen. DER japanische Wahlspruch für alle Lebenslagen. Deshalb wünscht man hier z.B. niemanden "viel Glück", weil das Abschneiden bei einer Prüfung ja nach japanischer Lesart nichts mit Glück zu tun hat, sondern nur mit den eigenen Anstrengungen.) Na, dann wollen wir mal.


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