Mittwoch, 3. Oktober 2012

Verlängertes Wochenende, irgendwie

Das mit dem nass werden war dann doch gar nicht so wild. Da hatte das japanische Fernsehen schon seit Stunden die Pferde scheu gemacht, und dann war das am Ende nur ein bißchen Wind. Also, hier jedenfalls. Glücklicherweise.

Den Sonntagabend habe ich dann mit A. und S. hier in meinem Zimmer verbracht - das war ein sehr netter Abend, danke, Mädels!

Am Montag brach dann die zweite Uniwoche an, mit anderen Worten: statt Einführung und Blabla jetzt mal in medias res. Und zwar sowohl beim Kalligraphie-Unterricht als auch beim Ikebana. (Auf schlau: Shodô und Kadô)
Von meinen Versuchen beim Kanji-Malen hab ich keine Bilder gemacht, ich kann euch nur sagen: die Dinger sehen nie so aus, wie man sie gerne hätte! Wir sollten von einer Vorlage sechs Zeichen nachmalen und aus einem für mich noch nicht so recht darstellbaren Grund ist das total schwer. Aber auf der anderen Seite auch total meditativ... Andere nannten es auch langweilig. Wie dem auch sei, demnächst werd ich auch davon Bilder mitbringen. Spannend an dem Unterricht war noch: Die Japanerinnen müssen alle eine Version von ihren gemalten Kanji (Schriftzeichen chinesischen Ursprungs) zum Lehrer bringen, der dann mit Pinsel und roter Korrektur-Tinte anstreicht, wo sie noch was falsch gemacht haben. Interessant.

Dann aber zum Blumenstecken. Ich hatte ja schon geahnt, dass das im Prinzip der falsche Unterricht für mich ist, aber nach Ausschluss der anderen Möglichkeiten blieb nur das übrig. Hier seht ihr meine Kommilitonin S. bei ihrem ersten Versuch:



Und hier meine ersten Ergebnisse. Obwohl wir alle diese Fotos machen sollen, ist es irgendwie gar nicht so leicht, immer das ganze Werk aufs Bild zu bekommen. Wir arbeiten dran.





Auf jeden Fall leide ich in diesem Unterricht still vor mich hin, weil ich immer denke "ich hab die arme Blume getötet". Das ist natürlich nicht wahr, aber wenn man die arme Gerbera auf einmal radikal auf ein Viertel ihrer ursprünglichen Größe kürzt... schnüff... also, als Floristin wär ich ne glatte Fehlbesetzung. Die Lehrerin war jedenfalls von meinen fünf schräg nebeneinander steckenden Grasstängeln (oder was auch immer das ist) schwer begeistert.

Montags hab ich neben den traditionellen Kursen noch ein weiteres Seminar belegt. Es stellt sich heraus, dass die meisten englisch-sprachigen Seminare am Ende Seminare zum Englischlernen sind. Es geht also in erster Linie nicht um das Thema (in diesem Fall: Japanese Popular Culture), sondern darum, den Text zu verstehen. Wie die dortige Lehrerin schnell feststellte: Das ist für mich eigentlich zu leicht. Mal sehen, ob ich in dem Kurs bleibe, weil mich das Thema interessiert, oder ob ich besser gehe, um den Japanerinnen ihr Seminar nicht zu verderben. hm hm....
Auf jeden Fall spannend: Da sitzen junge Japanerinnen in einem Englischkurs und lesen Texte auf englisch über japanische Popkultur. Geschrieben von Wissenschaftlern von überall, in den seltensten Fällen aus Japan. Da die ganze Welt Japan für total exotisch und besonders hält, gibt es über Japan tatsächlich (gefühlt) eine Million dieser Bücher. Finde nur ich das seltsam? Würde es an einer deutschen/französischen/englischen Uni zum Lernen einer Fremdsprache auch ein Buch über die eigene Kultur geben? Gibt es diese Bücher überhaupt? Also, sitzt irgendwo auf der Welt ein Deutschland-Experte und schreibt ein Buch über deutsche (Pop-) Kultur? Falls es dieses Buch gibt, ich würde es gerne mal lesen... Das ist bestimmt interessant!

Der Montag war aber mit der Uni noch lange nicht vorbei. Gleich im Anschluss hab ich mich wieder mit A. getroffen, damit wir gemeinsam ihr letztes Gepäck von meinem Zimmer in ihr Wohnheim schaffen konnten. Ich bin dann ein Stück mitgefahren, nur das letzte Stück wollte sie mit dem Taxi machen. Also hab ich wieder mit M. Kontakt aufgenommen und bin gleich zum nächsten Treffen weitergefahren. Zum Konzert von Naomi waren wir sowieso verabredet, und so blieb sogar Zeit, vorher noch etwas zu essen. Hab aber von meinen Nudeln leider kein Bild gemacht, waren aber sehr lecker. Hab mir im Internet ein Bild geliehen, so in etwa sah das aus:



Danach aber los Richtung Club "Planet K", wo das Konzert stattfinden sollte. Auf dem Weg dorthin gab es wieder mal Live-Musik, diesmal von einer Band aus Kyoto, die ein Faible für irische und skandinavische Musik hat: Drakskip. Hab mir auch gleich eine CD von denen gekauft.

Nun aber endlich zu Naomis Konzert! Bei dem Konzert selber konnte ich leider keine Bilder machen, weil meine Kamera das ohne Blitz nicht hinbekommt. Blitz geht aber gar nicht, wär ja total unhöflich. Außerdem ungewohnt: beim Konzert wird gesessen und nach jedem Song brav geklatscht. Fühlte sich ein bißchen an wie Musikandenstadl, war aber lange nicht so viel Bewegung drin. Naja, andere Länder, andere Sitten... ;-) Naomis Musik war jedenfalls super, sie wurde von einem Keyboardspieler begleitet, und die Arrangements waren echt toll. Hinterher haben wir mit einigen Mitgliedern der Crew von "Amachoro Love song" noch etwas getrunken. Trotzdem war die Zeit auf einmal sehr knapp, weil die öffentlichen Verkehrsmittel hier ja nur bis etwa Mitternacht fahren. Als wir gegen 23.15 auf die Uhr schauten, mussten wir uns jedenfalls plötzlich sehr beeilen. Noch schnell zwei Bilder gemacht, und dann ab dafür.



Und das war auch höchste Eisenbahn, denn wie ihr seht, hab ich gerade noch die VORletzte Bahn zu meiner Station bekommen.


Ok, kleiner Scherz. Wie ihr HIER seht, hab ich gerade noch die vorletzte Bahn bekommen ;-)


Und wenn ihr denkt, an einem Montag Abend um kurz nach Mitternacht wär das Bahnfahren doch entspannt, dann stelle ich fest: Nein. Bahnen in Tokyo sind auch um diese Zeit noch gut gefüllt.


Das war ein ereignisreicher Montag, aber alles in allem ein guter Tag! Allerdings wäre es nach diesem verlängerten Wochenende nicht schlecht gewesen, jetzt auch mal einen Tag frei zu haben. Naja, glücklicherweise habe ich Dienstags und Mittwochs erst ab 13 Uhr Uni. Ausschlafen war also schon mal möglich. Und damit habe ich schon wieder nichts über die Tokyoter Stadtteilnamen gesagt, obwohl D. mich so nett daran erinnert hat. Aber, keine Sorge, kommt noch. An einem Tag, an dem ich sonst nichts zu berichten habe... vielleicht. :-)

1 Kommentar:

  1. Hey Viv,

    12 € für ein Krombacher?! Krass :-P Mach weiter so mit Deinen Blog, ist echt spannend.

    LG W aus HL

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