Sonntag, 25. November 2012

Hanazono-Schrein-Fest

Letzte Woche Dienstag war am Hanazono-Schrein in Shinjuku ein Tempelfest. Da das ziemlich zentral ist, haben wir beschlossen, dort zusammen hinzugehen.


Es entstand ziemlich schnell das übliche Problem: wenn man mit einer Gruppe in einer Menschenmenge unterwegs ist, ist man mehr damit beschäftigt, sich gegenseitig nicht aus den Augen zu verlieren als tatsächlich die Umgebung wahrzunehmen.


Kann man die Menschenschlange auf der Treppe erahnen? Hier stehen die Japaner an, um im Schrein ein Gebet zu sprechen
Na gut, das ganze sieht für mich natürlich eher nach Folklore aus, für die Japaner ist es aber ein Teil ihres Glaubens und daher eine ernst Angelegenheit. So niedlich man das auch finden mag, wenn man nicht mit dieser Kultur aufgewachsen ist. Insofern war ich erst ein bißchen traurig, dass ich mir kein Mitbringsel gekauft hab, muss im Nachhinein aber sagen: meine religiöse Ader hab ich auch hier nicht entdeckt. Was bitte will ich mit religiösem Nippes? Ich hab dort tatsächlich nur Essen gekauft und DAS war verdammt lecker.
Nein, von den Fischen hab ich keinen genommen. Sehen aber nicht so schlecht aus, oder?
vermutlich süß gefüllte Dinger, wie Krapfen? oder so... obwohl es auch eine Variante mit Käse gibt.
die Haupt-Zutat für Takoyaki (gebackene Krakenbällchen)
aus diesen Zutaten war mein Abendessen :-)
nämlich ein gefülltes Teigetwas mit Kohlstreifen, Bacon, Ei drauf.. im Bild links. sehr lecker.


dies also eine Auswahl der Dinge, die ich nicht gekauft habe...
 

auch wenn mir die Sachen mit den Katzen schon gefallen haben


keine Ahnung, warum da überall Katzen sind...

Schlange vor dem Haupteingang


meine Erfahrung mit Süßigkeiten hier: sieht alles toll aus, schmeckt aber leider nicht so gut, wie es aussieht. daher: für mich keinen Nachtisch an diesem Abend...




Wie gesagt, unsere Hauptbeschäftigung bestand darin, uns nicht zu verlieren bzw. zu Suchen, wenn uns mal wieder eine Studentin abhanden gekommen war. Ansonsten ist von dem Fest wenig besonderes zu berichten. (Ich hab darauf verzichtet, hier ein Glückslos zur Vorhersage der Zukunft zu ziehen. Aber hübsch ist es, und die Klingel hat schon eine imposante Größe.)

Keine Ahnung, warum, aber wir sind dann auch überhaupt nicht lang geblieben. Die Mädels aus dem anderen Wohnheim sind ziemlich schnell nach Hause gefahren, Sonja und ich haben noch einen Spaziergang durch Shinjuku/Kabukicho gemacht. Kabukicho ist mit dem Hamburger Kiez vergleichbar - Amüsiermeile mit schlechtem Image und finsteren Gestalten... und wohl tatsächlich so was wie das verruchte Viertel Tokyos.
 
Findet sich in fast jedem Reiseführer - der Eingang von Kabuki-cho
Hat aber auf jeden Fall auch äußerst amüsante Momente, weil hier nämlich die meisten "Host-Clubs" angesiedelt sind. Host-Club heißt: äh... Männer bekommen von Frauen viel Geld dafür, dass sie sich mit ihnen unterhalten bzw. die Damen kaufen im entsprechenden Club wahnsinnig teuren Alkohol. Dafür bekommen sie Aufmerksamkeit, nette Gespräche und angenehme Begleitung. Gut, liegt natürlich alles im Auge des Betrachters/der Betrachterin. Auf jeden Fall hängen nicht nur die Bilder der Hosts draußen an den Clubs, um potentielle Kundinnen zu ködern, sondern in den Clubs gibt es neben ihren Portraits auch das entsprechende Ranking - damit die Kundin genau weiß, ob sie sich gerade mit der Nummer eins oder der Nummer drei des Clubs unterhält. Vermutlich gemessen am Umsatz. Vermutlich ist auch die Nummer eins teurer als die Nummer drei. Und solange in ihren Clubs noch nichts so viel los ist, stehen die Jungs auf der Straße rum und versuchen dort, Kundinnen zu angeln. Ich hab mal wieder keine Bilder davon, das muss man eh mit eigenen Augen sehen, um es zu glauben. Allerdings kann ich euch Bilder aus einem kostenlosen Kleinanzeigen-Magazin anbieten. So etwa sehen die Herren aus, die da auf der Straße baggern, und zwar ALLE:


Cover des besagten Magazins. Ihr dürft euch euren Teil denken.
Bei Gelegenheit muss ich da eigentlich noch mal hin und mir die Show mal in Ruhe ansehen. Das ist bestimmt hoch-interessant. Diese Form, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, ist übrigens ein relativ häufig vorkommendes Thema in diversen Manga (Comics), es gehört zwar vielleicht nicht zu den angesehenen aber doch zu den etablierten Möglichkeiten, sein Geld zu verdienen, und das Klischee sagt natürlich, dass in diesem Bereich ziemlich gut verdient wird. Für mich gehörte das allerdings bisher wirklich in den Bereich der Phantasie, daher wirkte das Ganze etwas surreal. Muss ich wohl umdenken... Alles echt.

Aber auch in Kabukicho gibt es ruhige Ecken - zum Beispiel diesen Weg, der mitten durch das Viertel führt. "Park" zu sagen, wäre schon sehr hochgestapelt... Auf jeden Fall eine verblüffend stille Oase im Großstadtdschungel. Und als wir da rauskamen, standen wir wieder vor dem Hanazono-Schrein, wo unser Ausflug auch begann. Da schließt sich der Kreis... in dem wir gelaufen sind. Egal! Per pedes kann man die Stadt eh am besten erkunden, glaub ich. Andererseits... Tokyo funktioniert im Prinzip genau wie Hamburg. Jeder Stadtteil hat/ist ein eigenes Einkaufsviertel, so daß man seinen Stadtteil eigentlich nicht verlassen muss. Für uns "Dauer-Touristen" ist dann die Frage des Tages: Wo kaufen wir heute ein? Ja, einkaufen und shoppen sind, glaub ich, die einzig wahren Tätigkeiten in Tokyo...

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